@occultured9722

2 months ago

Ich habe das Gefühl, dass sich die drittbeste deutsche Band (Element of Crime und Tocotronic bleiben bei mir 56 Jahre altem Sack auf Nummer 1 und 2) jetzt, nach einem offenbar unglaublichen Tour-Sommer an einem Wendepunkt ihrer Karriere befindet. - Es ist großartig, wie viele Klassiker uns AMK schon geschenkt haben: „Barfuß am Klavier“, „Oft gefragt“, „Pocahontas“, „Vielleicht“, „Tommi“ etc. etc. Diese und viele andere AMK-Songs haben sich nicht nur in die deutsche Popmusik-Geschichte eingeschrieben, sondern – viel wichtiger! - diese und andere Lieder der Band haben Herzen geheilt und Seelen erweitert. Und wenn das pathetisch klingt, dann ist das halt so. Aber verdammt: Diese Musik, diese Melodien und Texte sind nicht „nur“ schön. Diese Lieder haben Menschen dabei geholfen, mit ihren Gefühlen klar zu kommen und ihre Lebensrealität zu reflektieren – oder einfach nur zu tanzen und glücklich zu sein. Mann! Jetzt schießen mir fast die Tränen in die Augen vor lauter Rührung und Dankbarkeit. Und auch die gesamte Bandgeschichte ist „a thing of beauty“, wie man im Englischen sagt – mir ist keine adäquates deutsches Wort eingefallen, das der Schönheit dieser Keats-Formulierung gleich kommt. (für alle Anglisten: John Keats (1795-1821): „A thing of beauty is a joy for ever: / Its loveliness increases; it will never / Pass into nothingness ...“) Die Entwicklung von der Kölner Schul- und Straßenband zum Stadionfüller erscheint – zumindest von außen betrachtet – so folgerichtig und organisch, geradezu exemplarisch. Und die wunderbare Freundschaft und künstlerische Kollaboration der drei Jungs ist einfach toll zu sehen. Aber ich glaube, wie gesagt, dass jetzt ein Wendepunkt erreicht ist. Die großen Einschnitte, die sich vor ein paar Jahren durch den Umzug von Henning und Severin nach Berlin, durch die Corona-Pause und den Weggang von Malte Huck ergeben haben, haben sich noch gar nicht vollständig in der Bandgeschichte niedergeschlagen. („12“ war nur eine Momentaufnahme – ein Dokument deutscher Mentalitätsgeschichte, aber eben nur eine Momentaufnahme.) Die meisten (oder alle?) der Lieder auf „Es ist Abend ...“ und auf ihrer letzten Tour sind ja vor Corona entstanden. Jetzt muss und wird sich eine künstlerische Weiterentwicklung ergeben. Und ich bin gespannt darauf! Und ich hoffe, dass diese Weiterentwicklung nicht darin besteht, dass sich die Band auflöst und ihre eigenen Wege einschlägt. Ich wüsste zwar nicht warum. Aber der Teufel ist ein Eichhörnchen; und solche „Warums“ spielen sich häufig außerhalb der Öffentlichkeit ab, so dass man sie als Außenstehender gar nicht mitbekommt. Aber malen wir mal nicht schwarz. Ich hoffe, dass wir die künstlerische und menschliche Entwicklung der Band AMK noch Jahrzehnte weiter verfolgen dürfen. Und dass sie uns auch in Zukunft noch viele Klassiker schenken mögen, die unsere Herzen berühren und unsere Seelen stärken „in diesen seltsamen Zeiten“. Ich hoffe, dass es vielleicht,vielleicht für immer so bleibt.

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