@hepdepaddel

3 months ago

Yep. Hatte auch so ein Erlebnis. Völlig erschöpfte Frau über 90 sollte laufen, dabei hätte man den schon bereitstehenden Stuhl nur ein Zimmer ranholen müssen. Man kennt seine Angehörigen, weiß um deren normalen Zustand und sieht, dass sie gerade zusätzlich völlig platt sind. Habe also freundlich gefragt, warum nicht - und wurde angeblafft. Erst nachdem sie selbst festgestellt hatten, dass es nicht ging (war fast eine Minute ein Kampf für die Dame), wurde dann der Stuhl zur Patientin geholt. Hatte mich dann bei Freunden, die auf der Wache arbeiten, erkundigt. Der Transportführer war da als leicht schräg bekannt.

Wenn jemand in mein Büro käme und freundlich fragen würde, ob die Brücke vielleicht statisch unbestimmt ist, würde ich ihn nicht doof anschnauzen, sondern sein am Halbwissen erkennbares offenkundiges Interesse für mein Fach loben. Und dann erklären, dass das gewollt ist, weil statisch bestimmte Systeme recht nah am kinematischen System wären und man ja sowieso die Verformungen der Brücke braucht, und die fehlenden Schnittgrößen auch so berechnen kann. Wer weiß, vielleicht bringt mich die kurze Erklärung ja sogar auf einen Denkfehler, dann wäre das offene Umgehen mit der höflichen Frage sogar im Interesse aller. Egal welcher Job, Nachfragen - vorausgesetzt sie sind höflich - sollte man aushalten können.

Als Pilot ist Feedback-Kultur sogar Teil der Ausbildung, weil es Leben retten kann. Wenn mich ein Flugplatzbesucher fragen würde, ob das an meiner Katana da so sein muss, das sähe kaputt aus, würde ich schauen, ggf. erklären und wäre eher dankbar, anstatt ihn anzuraunzen, ob er denn eine Lizenz hätte oder vom Fach wäre, und ich wisse schon, wie meine Checks aussehen müssten. Aber in der Medizin ist das wenig verbreitet. Der Pfleger, der dem Chefarzt eine Check-Frage stellt? Noch selten. Fragen werden als Angriffe auf die Kompetenz verstanden.

Wohlgemerkt: Ich meine freundliche Fragen, keine besserwisserischen Anweisungen.

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