Die Teilnahme an einer Begutachtung ist freiwillig. Auch beim Gespräch mit (z. B. psychiatrischen) Sachverständigen hat der Beschuldigte ein Aussageverweigerungsrecht und muss sich nicht selbst belasten. Es gilt das Nemo-tenetur-Prinzip, der Beschuldigte muss sich weder durch aussagen noch durch Handlungen selbst belasten.

Das Gespräch und die Beobachtungen im unmittelbaren Kontakt ist die zentrale Erkenntnisquelle und damit die Basis eines Gutachtens.
„Die Grundlagen der psychiatrischen Beurteilung werden in der Exploration … bei der Beschäftigung mit der inneren und äußeren Lebensgeschichte erarbeitet.“
Janzarik (1974, S. 41)

Sachverständigengutachten kann in Einzelfällen auch ohne persönliche Exploration erstattet werden. In diesen Fällen wird das Gutachten nach Aktenlage aus dem Inhalt der Ermittlungsakten erstellt.
„Dabei ist zu berücksichtigen, dass es im deutschen Strafprozess beim vorbereitenden schriftlichen Gutachten zunächst nur um eine vorläufige Stellungnahme nach Aktenlage geht, während in das endgültige Gutachten am Ende der Hauptverhandlung zusätzlich die Erkenntnisse aus der Beweisaufnahme einschließlich der dort möglichen Beobachtungen einfließen.“
(Habermeyer, E., Saß, H. Möglichkeiten und Grenzen der strafrechtlichen Begutachtung nach Aktenlage. Forens Psychiatr Psychol Kriminol 16, 91–100 (2022). doi.org/10.1007/s11757-022-00707-x)


Konstantin Grubwinkler
Fachanwalt für Strafrecht
Partner in der Kanzlei Reubel Grubwinkler Rechtsanwälte


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