Bei der FDP-Mitgliederbefragung hat sich eine Mehrheit für den Verbleib in der Koalition mit SPD und Grünen ausgesprochen. 52,24 Prozent der Abstimmenden plädierten dafür, die Regierungsarbeit fortzusetzen. Dagegen wollten 47,76 Prozent die Koalition verlassen. An der Abstimmung beteiligten sich demnach 26.058 der etwa 72.000 Parteimitglieder.

Parteichef Christian Lindner bewertete das Ergebnis der Mitgliederbefragung über den Verbleib in der Ampelkoalition als "klaren Auftrag, im Regierungshandeln weiter liberales Profil zu zeigen". Der Bundesfinanzminister schrieb auf X (vormals Twitter), er sehe den Ausgang der Abstimmung "als Ausdruck der Verantwortung für Deutschland".

FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai hob hervor, dass sich noch nie so viele Parteimitglieder an einem innerparteilichen Meinungsbildungsprozess der FDP beteiligt hätten. Die Befragung habe deutlich gemacht, dass die Partei Verantwortung für Deutschland tragen und gestalten wolle. Die Mitglieder wünschten sich "eine klare liberale Handschrift in der Regierungspolitik".

"Mit diesem Rückenwind machen wir es jetzt gestärkt besser in der Koalition", sagte der Vizevorsitzende Wolfgang Kubicki der Funke Mediengruppe. "Tatsache ist nun: Die Partei will die weitere Beteiligung der FDP in der Regierung mit klarer Mehrheit. Die 'schweigende Mehrheit' wollte offenbar auch keinen Austritt aus der Regierung." Das Ergebnis zeige aber auch den "Veränderungswillen" der FDP-Mitglieder, sagte Kubicki.

Das Ergebnis soll den Gremien der Partei zur Beratung vorgelegt werden. Es gilt als wichtiges Stimmungsbild, ohne dass es unmittelbare Konsequenzen hat. In der Bundessatzung der FDP heißt es darüber: "Die Organe der Partei sind in ihrer Willensbildung nicht an das Ergebnis der Mitgliederbefragung gebunden."

Die gestellte Frage hatte gelautet: "Soll die FDP die Koalition mit SPD und Grünen als Teil der Bundesregierung beenden?" Als Antwortmöglichkeiten waren Ja oder Nein vorgesehen, keine Enthaltung. Die Initiative zur Mitgliederbefragung folgte auf einen offenen Brief von 26 Landes- und Kommunalpolitikern der FDP. Sie hatten nach den schlechten Wahlergebnissen in Hessen und Bayern gefordert, die FDP müsse ihre Koalitionspartner überdenken.

Eine Mehrheit für ein Verlassen der Ampelkoalition hätte die innerparteiliche Diskussion angeheizt und die FDP-Führung unter Druck gesetzt. Für die Bundesregierung hätte dies mit großer Wahrscheinlichkeit neue Turbulenzen bedeutet. Das relativ niedrige Interesse der FDP-Basis an der gestellten Frage – eine Beteiligung an der Befragung von 36 Prozent – und die Mehrheit für den Verbleib in der Koalition stärken hingegen den Vorsitzenden Christian Lindner.